Private Internetpräsenz
Prof. Dr.-Ing. C.C. Timmermann

Mannheim/Plankstadt  Germany

 

 Die wichtigsten Weltsprachen
in Wirtschaft, Alltag, Wissenschaft und Kultur
Copyright  C.C. Timmermann, 2001, 2009
 

1. Die Sprache als Mittel zur Verbreitung einer Kultur
Eroberer haben in der Geschichte von jeher versucht, ihre eigene Sprache und die darin enthaltene Kultur und Denkweise zu verbreiten. Die Verbreitung von Sprachen war insofern schon immer ein wichtiges politisches Instrument der Macht und somit auch ein heftiger Streitpunkt, wenn sich Menschen dem Druck ausgesetzt sahen, eine andere Sprache als die Muttersprache zu sprechen, um im Leben bestehen zu können.

Die Eingabe des Stichwortes ENGLISH LANGUAGE IMPERIALISM  in http://www.eb.com/limited_search.html (Encyclopädia Britannica) spiegelt diese Aussage ganz unverhohlen wider:

Seen in its simplest terms, language imperialism involves the transfer of a dominant language to other peoples. The transfer is essentially a demonstration of power--traditionally military power but also in the modern world economic power--and aspects of the dominant culture are usually transferred along with the language.  Inview of the...

Bei der Durchführung wird oft anders argumentiert und die eine oder andere Sprache als uninteressaant, überholt oder ungeeignet dargestellt. Dem soll hier entgegengehalten werden, denn  Sprachen verkörpern Kulturen, und das Verschwinden von Sprachen und somit Kulturen ist ein Verlust für alle.

Weltweit gibt es insgesamt ca. 6000 Sprachen. Allerdings werden 5700 Sprachen nur von 4 % der Weltbevölkerung gesprochen. So gibt es in der Sahara z.B. über 1000 Sprachen. Letztlich dominieren nur einige hundert Sprachen, darunter die 10 bedeutendsten Sprachen in alphabetischer Reihenfolge:

Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Hindi, Japanisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch.

Die kleinen Sprachgruppen nehmen dabei im Laufe der Zeit kontinuierlich ab. Andererseits pochen viele Regionen auf ihren Sprachen und gehen äußerst konsequent gegen Sprachimperialsmus vor. Man besinnt sich weltweit auf seine Sprache und Kultur, eine erfreuliche Entwicklung.

Es gibt dennoch eine gewisse Tendenz zu den großen Sprachen hin, aber nicht unbedingt nur zu den Sprachen der ehemaligen Kolonialmächte. Englisch und Spanisch  konnten sich in den entsprechenden ehemaligen Kolonialgebieten fest etablieren.  Englisch hat wegen der heute hohen Wirtschaftsleistung dieser Sprachräume eine sehr wichtige Rolle eingenommen. Nach dem Ende der französischen Kolonialzeit ist hingegen in Nordafrika Arabisch die offizielle Amtssprache  (die Umgangssprache ohnehin)  und nicht mehr Französisch.  Wovon hängt es nun ab, ob sich die Kolonialsprachen durchsetzen konnten oder nicht? Hierbei spielt eine Rolle, zu welcher Wirtschaftsleistung die Kolonien gebracht wurden und ob die einheimische Religion durch das Christentum verdrängt wurde oder nicht. Eine weiterer Gesichtspunkt ist, ob Einwanderer  die Kolonie im Laufe der Jahrhunderte dominieren und somit die Sprache prägen konnten.

Grob gesagt gilt, daß sich die Kolonialsprache insbesondere dann etabliert hat, wenn 1) die Religion "substituiert",  2) die Wirtschaft entwickelt wurde und wenn 3) Einwanderer in großer Zahl die Urbevölkerung "verdrängt" haben.

Die ehemaligen englischen Besitzungen USA, Kanada, Australien z.B. haben sich zu extremer Wirtschaftsleistung entwickelt, sind gleichzeitig christlich und massiv durch Einwanderer geprägt. Dadurch hat sich Englisch durchgesetzt. Die ehemalige englische Kolonie Indien ist arm, kaum durch Einwandere aus Europa geprägt und lebt weiter mit fernöstlichen Religionen. Folgerichtig ist Englisch nicht zur Landessprache geworden, höchstens zur 1. Femdsprache.   Nordafrika wurde auch arm hinterlassen, die einheimische Religion konnte nicht zurückgedrängt werden und eine europäische Einwanderung spielt auch keine Rolle. Dementsprechend verschwindet dort Französisch und wird durch Arabisch ersetzt. In Südamerika herrscht zwar ebenfalls Armut, aber die feste Verankerung des Christentums in Verbindung mit der Einwanderung Spanisch und Portugiesisch sprechender Menschen haben Spanisch bzw. Portugiesisch flächendeckend etabliert.

2. Wie kann heute die Bedeutung einer Sprache überhaupt gemessen werden?
Die Bedeutung einer Sprache muß an einem Kriterium gemessen werden, wenn überhaupt Sprachen von ihrer Bedeutung her eingeordnet werden sollen.  "Englisch ist am wichtigsten" ist keine überzeugende Aussage, weil über 90 % der auf der Welt lebenden Menschen eine ander Sprache sprechen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt, daß es viele Kriterien gibt, anhand derer die Bedeutung einer Sprache gemessen werden könnte.  Als denkbare Kriterien werden hier 4 Beispiele aufgeführt:

Die nachfolgende Tabelle gibt keine exakten Zahlen an. Vor allem soll sie keine Wertung der jeweiligen Kulturen ausdrücken. Ziel ist zu zeigen, daß nicht eine Sprache dominiert, sondern daß weltweit viele Sprachen von Bedeutung gesprochen werden. Unter Kultur fällt dabei im übrigen auch die Religion, die per se nicht gewertet werden kann und darf.
 

2.1 Sprachen im Alltag, Muttersprachen
Legt man entsprechend der 3. Spalte die Zahl der Menschen zugrunde, die eine bestimmte Sprache als Muttersprache sprechen, ergibt sich folgendes Bild:

Der bevölkerungsreichste Staat China (1,3 Milliarden Einwohner) stellt mit Chinesisch (verschiedene Dialekte) den  größten Sprachraum dar. Danach kommt Englisch mit rund 450 Mio. Muttersprachlern in diversen Ländern.Hindi wird von ca. 1/3 der 950 Mio. Inder gesprochen,  in etwa  gleicher Stärke Spanisch, das sich momentan wegen des starken Bevölkerungswachstums von Süd- nach Nordamerika ausbreitet. In Nordafrika hat Arabisch (über 200 Mio. Muttersprachler) die ehemalige Amtssprache Französisch ersetzt.   Portugiesisch spielt hauptsächlich in Brasilien (165 Mio. Einwohner)  eine Rolle.  Deutsch wird von 120 Mio. und Französisch von etwa 95 Mio. Muttersprachlern gesprochen.

Von 370 Millionen Einwohnern der EU  ist  für 60 Millionen Menschen Englisch, Französisch oder Italienisch die Muttersprache, hingegen für über 100 Millionen Menschen Deutsch. Deutsch ist somit die wichtigste Sprache der EU und liegt weltweit unter den ersten 10 Sprachen. In Osteuropa wächst seit langem auch das Interesse an Deutsch als Fremdsprache. Für den Ost-West-Grenzverkehr, für arbeitssuchende Menschen aus dem Osten und deren tägliches Kleingeschäft spielt naturgemäß Deutsch eine wichtige Rolle. Darüber hinaus verbreiten sich im Mittelmerrraum Deutschkenntnisse durch Gastarbeiter einerseits und durch deutsche Urlauber andererseits.
 

2.2 Wirtschaft
Es gilt die alte Erkenntnis:

"Die Sprachen folgen dem Handel".

Dieses Kapitel quantifiziert daher die Wirtschaftsdaten weltweit bezogen auf  Sprachen, nicht bezogen auf Länder. Die 2. Spalte der nachfolgenden Tabelle gibt das anteilig aufsummierte Bruttosozialprodukt (BSP) aller Menschen einer bestimmten Muttersprache an, z.B. die BSP-Anteil aller Englisch sprechenden Menschen aller Länder (vergl. Anmerkungen).  Nach dieser 2.. Spalte gilt die Aussage:

Weltweit wird insgesamt  am meisten erwirtschaftet von Menschen
mit Englisch als Muttersprache,  danach folgen Japanisch und Deutsch.

Fragt man hingegen, welche Sprache sprechen diejenigen Menschen, die pro Kopf das höchste  Bruttosozialprodukt (entspricht Lebensstandard) erarbeiten,  gilt Spalte 4 (= Spalte 2 dividiert durch Spalte 3):

Der Mensch mit dem höchsten Lebensstandard
spricht als Muttersprache Japanisch, danach Deutsch bzw. Englisch.

Man könnte auch länderbezogen - nicht sprachbezogen (!) - fragen, welche Länder den größten Handel betreiben. Dafür ist hier keine Tabelle angegeben. Mit der Rangfolge USA, Deutschland, Japan ergibt sich wieder obiges Bild. Auch bei der Rangfolge nach dem länderbezogenen BSP (Rangfolge USA, Japan, Deutschland) hat man wieder ein ähnliches Ergebnis.
 

Anmerkungen:
Die 4. Spalte (Lebensstandard) darf im übrigen nicht verwechselt werden mit dem normalerweise angegebenen Bruttosozialprodukt (BSP) pro Kopf innerhalb eines einzelnen Landes. In Japan ist dieser Wert mit der angegebenen Zahl identisch,  in den USA liegt er bei  29 000 $, in GB bei 20 900 $. Die Mittelung über die verschiedenen, zum Teil auch sehr armen, Englisch sprechenden Länder ergibt dann den angegebenen Wert von ca. 21 000 $. Nigeria hat dabei 117 Mio Einwohner und reduziert den hohen US-Wert merklich, selbst wenn man bei Nigeria zur Abschätzung nur 20 Mio Menschen mit Englisch berücksichtigt.  Bei Französisch sprechenden Menschen reduziert sich Frankreichs sehr hoher BSP-Wert/Kopf (26 300  $) noch stärker auf einen weltweiten Mittelwert von ca. 14 000 $, weil die ehemaligen Kolonien ganz besonders arm sind. In Deutschland allein beträgt das BSP 28 300 $, die Mittelung mit anderen Gebieten ergibt etwa 23 000 bis 24 000 $. In Japan wird gar nicht gemittelt, weil Japanisch im wesentlichen nur in Japan gesprochen wird.

Die Wirtschaftszahlen sind näherungsweise die Summe aller Bruttosozialprodukt-Daten der einzelnen Sprachgruppen. So ist z.B. zu bedenken, daß in den USA von 7,78 B$ in 1997 ein gewisser, hier geschätzter Teil der Wirtschaftsleistung der Muttersprache Spanisch zuzuordnen ist, ein kleiner Teil auch Chinesisch usw. . Insofern stellen die Daten keine genauen Werte dar, aber immerhin Richtwerte.
 

2.3 Wissenschaft, Kultur und Fremdsprachenkenntnisse
2.3.1 Wissenschaft und Kultur
Die Spalten 5 und 6 betreffen den Umfang des Schrifttums. Schrifttum und Kultur können aber  letztlich nicht bewertet werden. Daß hierbei die englische Sprache die einzig wichtige Sprache sei, ist oft zu hören, eine Aussage aber, die einer Abwertung anderer Kulturen gleichkommt und der deshalb auch nicht gefolgt wird.

Kulturelles Schrifttum (Literatur) und wissenschaftliche Aufzeichnungen werden primär in der Muttersprache abgefaßt, denn in dieser Sprache denkt der Mensch, und daran anschließend kommt gegebenenfalls eine Übersetzung. Wieviel  in einer bestimmten Sprache gedruckt wurde, sagt im übrigen noch nichts über die Qualität des Inhaltes aus. Natürlich existiert in der westlichen Welt eine Flut von Druckerzeugnissen in Englisch: von wissenschaftlichen Fachartikeln und Büchern bis hin zu mehr oder weniger ernsthaften Erzeugnissen der Medienwelt.  Diese Flut hängt aber auch damit zusammen, daß in diesen Staaten prinzipiell viel gedruckt wird, oft ohne großes Augenmerk auf den Inhalt und unabhängig davon, wie oft dasselbe schon anderswo publiziert wurde.

In anderen Kulturen wurde aber ebenfalls sehr viel Wertvolles erdacht und aufgeschrieben, insbesondere wenn die Kulturerzeugnisse der letzten 500 Jahre oder gar der letzten 1000 Jahre einbezogen werden.

Im Internet ist der englischsprachige Teil von anfänglich 100 % innerhalb von 3-4 Jahren auf etwa 50 % abgesunken. Der englische Sprachraum deckt im Vergleich dazu grob 9,5/25 = 38 % des Gesamt-Bruttosozialprodukt von insgesamt 25 B$ ab. Längerfristig gleichen sich die Zahlen möglicherweise weiter an.
 

2.3.2 Ergebnisse
In der Tabelle sind die ersten 5 Höchstwerte farbig hervorgehoben, der Maximalwert rot. Folgender Schluß kann nun gezogen werden:

Die mit Abstand meistgesprochene Muttersprache der Welt ist Chinesisch.
Die weltweit insgesamt das höchste BSP erarbeitenden Menschen sprechen Englisch.
Die Mutttersprache der reichsten Menschen ist Japanisch.

Die in der EU insgesamt das höchste BSP erarbeitenden Menschen sprechen Deutsch,
und die meistgesprochene Sprache und Muttersprache der EU ist auch Deutsch.


2.3.3 Hauptsprachen in einer multipolaren Welt
In einer multipolaren Welt sind den Wirtschaftsräumen gewisse Hauptsprachen zugeordnet:

Nordamerika              Englisch
Südamerika:               Spanisch, Portugiesisch
EU:                              1) Deutsch 2) Französisch, Englisch, Italienisch 3) Spanisch, Polnisch  4) andere
                                       (3 Gruppen in der Reihenfolge der Zahl der Muttersprachler und entsprechend der Wirtschaftskraft)
GUS, Ukraine,
Weißrußl.:                   Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch
Indien:                         Hindi, Bengalisch, Englisch
China:                         Chinesisch
Japan:                         Japanisch
Indonesien:                 verschiedene Sprachen
Norafrika/Orient:     Arabisch

In der EU werden sich die Sprachen letztlich entsprechend der Zahl der Muttersprachler und in Anlehnung an die wirtschaftlichen Bedeutung, die mit einer Sprache verknüpft ist, etablieren. Daraus ergibt sich, daß Polnisch und Spanisch wegen der jeweils gleichen Einwohnerzahl (40 Millionen) eine ähnliche Bedeutung erlangen werden, aber auch Englisch, Italienisch und Französisch mit jeweils rund 60 Millionen Muttersprachlern und vergleichbarer Wirtschaft. In der EU ist der deutsche Sprachraum mit Abstand am größten,  erarbeitet mit Abstand die größte Wirtschaftsleistung, finanziert außerordentlich dominant den EU-Haushalt und spielt somit sprachlich und wirtschaftspolitsch die Hauptrolle.
 
 

Sprache/ Hauptländer weltweit
Bruttosozialprodukt BSP erwirtschaftet weltweit von Menschen mit 
Muttersprache
Zahl der Menschen
weltweit mit Muttersprache
 
Lebensstandard

Bruttosozial-
produkt pro Kopf
mit Muttersprache

Umfang des insges. existierenden technisch/natur-
wissenschaftl.
Schrifttums in ..
Umfang des insges. existierenden wissensch/kultur
Schrifttums
(nicht techn.) in
Englisch:
USA, GB, Kanada, Irland , Australien, aber auch div.  andere  Staaten
9,5  B $
meistgesprochene Wirtschaftssprache der Welt
   450 Mio
21000 $
USA: 29 000 $
GB:    20 900 $
+ +
+ +
Japanisch: 
Japan
4,8   B $
   125 Mio
38 400 $
Muttersprache der
Menschen mit höchstem Lebensstandard *)
+ +
?
Deutsch: D, A, CH   (100 Mio) plus andere Gebiete 
2,7  B $
   120 Mio
mit Abstand meistgesprochene 
Muttersprache der EU
22 500 $
D: 28 300 $
+ +
+ +
Spanisch: Südamerika, Spanien, Mexiko,  z.T. USA
 2,0  B $
   340 Mio
meistgesprochene Mutter-
sprache in Süd/Mittelamerika
  5 900 $
E: 14 500 $
o
o
Französisch:
F, B, CH, Kanada,  Ausland/Übersee 
1,7  B $
  95 Mio
17 900 $
F: 26 300 $
+ +
+ +
Chinesisch:
China: 1,3 Milliarden Einw.
Taiwan, z.T. USA
1,5  B $
1000 Mio ?
 meistgesprochene 
Muttersprache (auch in Dialekten) der Welt
  1 500 $
?
?
Arabisch:
arabische Staaten
1,5 B $
215 Mio
meistgesprochene 
Sprache Nordafrikas 
u. des Vorderen Orients
 7 000 $
o
?
Portugiesisch:
Brasilien, Portugal .. 
0,9 B $
190 Mio
hauptsächlich auf 
Brasilien konzentriert
4 700 $
o
?
Russisch:
Rußland / GUS
0,4 B $
155 Mio
 2 600 $
+ +
?
Hindi:
Indien (950 Mio.Einw.).
0,1 B $
350 Mio
meistgesprochene 
Sprache Indiens
    290 $
o
?
alle Zahlen sind Schätzwerte  (1998)
eere Felder:       + +  = hoch;       ? oder o  =  eher unklar oder keine Angaben    *) Schweiz als Staat hat zum Vergleich  43 000 $/Kopf

Diese Tabelle drückt durch die aufgeführte  Reihenfolge keine Wertung aus, denn Sprachen und Kulturen sind alle gleichwertig. Unterschiedlich ist aber die Wirtschaftleistung, die Menschen mit einer bestimmten Muttersprache erbringen oder die Zahl der Menschen mit einer bestimmten Muttersprache. In dieser Hinsicht wurde etwas geordnet, und nur in dieser Hinsicht ist die Bedeutung einer Sprache ausdrückbar.

2.3.4 Fremdsprachenkenntnisse innerhalb einiger Länder
Die 10 aufgeführten Sprachgruppen erwirtschaften weltweit insgesamt rund 25 B $. Einer herausgegriffenen nationalen  Volkswirtschaft stehen nun je nach Situation Fremdsprachenkenntnisse der Bevölkerung zur Verfügung, die sich einerseits auf den Fremdsprachenunterricht an Schulen, andererseits aber auch auf nationale Minderheiten gründen. So gibt es in den USA z.B. chinesische Sprachgruppen.

Interessant ist nun die Frage, mit welchen Sprachräumen eine Volkswirtschaft im wesentlichen ohne den Umweg über eine dritte Sprache direkt Handel treiben kann.   Deutsche Firmen brauchen für den Handel mit Japan im Prinzip als dritte Sprache Englisch, denn japanische Sprachkenntnisse liegen in der Regel nicht vor. Im Handel mit Frankreich hingegen kann im Land sehr gut auf französische Sprachkenntnisse zurückgegriffen werden, wodurch der Handel ungemein begünstigt wird. Je mehr Sprachräume eine Volkswirtschaft in diesem Sinne abdeckt, umso leichter gestaltet sich der Handel.

So erfaßt  als Beispiel Deutschland neben Deutsch die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch mit zusammen 16,3 B$ Bruttosozialprodukt von insgesamt 25 B $. Die deutsche Wirtschaft findet nämlich im Land ohne Schwierigkeiten Kräfte, die diese Sprachen beherrschen.  Deutschland kann demnach in 2/3 aller Sprachräume den Handel in der Muttersprache des Handelspartners abwickeln. In Frankreich spielt zwar Russisch keine Rolle, dafür wird aber Arabisch gesprochen. Insgesamt deckt somit Frankreich ebenfalls etwas 2/3 aller Sprachräume ab. In den USA steht neben dem großen englischen Sprachraum hauptsächlich Spanisch, sogar Italienisch, aber auch Chinesisch und durchaus auch Deutsch zur Verfügung. In Japan ist die dominante Fremdsprache Englisch, aber in gebildeten Kreisen auch Deutsch. Die Länder Spanien und  Portugal decken ihre eigenen Sprachräume ab und zusätzlich Englisch, z.T. auch Französisch.

Die Aufsummation ergibt - ähnlich wie bei Deutschland - für all diese Länder etwa einen Bruchteil von 2/3 von 25 B$. In GB spielt als Fremdsprache neben Französisch noch Hindi eine Rolle.

All diese Zahlen dürfen nicht zu genau interpretiert werden, denn es kommt auch auf die Qualität der Fremdsprachenkenntnisse an und auf dieVerbreitung im Land. Unter Berücksichtigung dieser Punkte schneidet Deutschland dann durchaus sehr gut ab, denn die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch sind qualitativ und quantitativ auf gar nicht so schlechtem Niveau vorhanden.

Der für das Erlernen von Fremdsprachen notwendige Aufwand ist im englischsprachigen Raum am geringsten, weil bereits 9,5 B$/ 25 B$ = 38 %  durch die Mutttersprache abgedeckt sind. Effektiv ist der Aufwand noch geringer, denn notfalls kann  überall in der Muttersprache Englisch verhandelt werden. In allen anderen Ländern ist der Anteil so gering, daß sich der alte  Grundsatz bestätigt:

"Man erlerne Fremdsprachen"

Fremdsprachen sind an den Schulen qualifiziert zu lehren. Lehrbücher mit Comic-Figuren und Straßenausdrücken, wie sie heute leider zunehmend  in Schulbüchern zu finden sind,  eignen sich dafür nicht.  Englisch hat zwar eine hohe Bedeutung,  ist aber wesentlich leichter zu erlernen als die sehr präszise, aber auch schwierige Sprache Französisch. Französisch ist für Deutsche die  zweitwichtigste Femdsprache in der EU. Eine recht umfassende, aber sehr verständliche Darstellung der Grammatik der Hochsprache Französisch wird aus der Fachperspektive einer Übersetzerin für Französisch kompakt und übersichtlich dargestellt in:  Französische Grammatik  von Renate Ricarda Timmermann, PROFUND-Verlag, 2009,  ISBN 978-3-932651-00-7 . Den  französischen Wortschatz findet man  u.a. im (Nouveau) Petit Robert

3. Pflege der deutschen Sprache
3.1 Orthographie, Grammatik und Interpunktion
Neben der Notwendigkeit, Fremdsprachen zu erlernen, steht in Deutschland die Pflicht, die deutsche Sprache zu pflegen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muß die Orthographie an den Schulen bis zum Abitur notenrelevant sein.  

Die von diversen Verlagen und Schulbereichen praktizierte Rechtschreibung (diverse Formen der neuen Rechtschreibung) hat inzwischen zu einem Chaos mit unterschiedlichsten Rechtschreibungen geführt. Dazu ist anzumerken, daß die Änderungen 

1) sprachwissenschaftlich unhaltbar sind
2) einen sprachlichen Rückschritt bedeuten
3) große sprachliche Uneindeutigkeit, Verwirrung und Unklarheit erzeugt haben 
4) gegen den Widerstand der Bevölkerung  aufgezwungen wurden
5) laut Bundesverfassungsgericht letztlich nur im Schulbereich beachtet werden müssen

Inzwischen gibt es unzählige Fassungen und  Abarten im Bereich der neuen Rechtschreibung. Jeder stellt dort seine eigenen Regeln auf. Da eine solche Situation nicht haltbar ist, richten sich die meisten Menschen nach der alten Rechtschreibung - auch viele Verlage, denn Kunst, Wissenschaft und Kultur sind frei.

Die Beachtung von Grammatik, Orthographie und Interpunktion ist heute im übrigen wichtiger denn je, denn anhand dieser Punkte kann jeder Mensch unmerklich hinsichtlich seines Bildungsstandes eingeschätzt werden.
 

3.2 Schutz der deutschen Sprache vor Anglizismen
Gebildete Menschen vermengen keine Sprachen. Entweder spricht (und schreibt) man Deutsch, oder man spricht Französisch, Englisch oder eine andere Fremdsprache. Die Verwendung von Anglizsmen gilt in der heutigen Zeit, in der die Beherrschung von Englisch nichts Besonderes mehr darstellt, als Zeichen von Hilflosigkeit und Schwäche.  Wer keine Inhalte zu vermitteln hat und mangelnde Fachkenntnisse zu vertuschen sucht, greift daher heute regelmäßig zu Anglizismen.

Eine andere Gruppe von Menschen verwendet nur deshalb Anglizismen, um auf diese Weise das Fortkommen zu fördern. In anderen Teilen der Erde sind die Menschen oft selbstbewußter. Sie wissen, daß die Achtung anderer Kulturen und die Pflege der eigenen Kultur und Sprache überhaupt keinen Widerspruch darstellt.
 

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