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Prof. Dr.-Ing. C.C. Timmermann

   Mannheim/Plankstadt  Germany


Einige wissenschaftliche Betrachtungen zur Zukunft von
Mensch, Maschine, Lernen und Arbeit

C.C. Timmermann, 2000
Copyright Profund Verlag



Mit dem Aufkommen programmierbarer Rechner tauchte recht bald die Prognose auf, daß in Zukunft das Gehirn des Menschen nachgebaut werden könne.  Dieser kleine Beitrag geht hierauf kurz ein und beschreibt dann einige Gesichtspunkte zu dem Themenkreis "Mensch, Maschine und Evolution" sowie zur Zukunft von Lernen und Arbeit.

1. Das Paradoxon einer Heirat zwischen Mensch und Maschine
Wie gewagt die Prognose eines irgendwann möglichen, maschinellen Gehirnnachbaues ist, zeigt die Überlegung, daß nach gelungenem Nachbau auch Ehen zwischen Mensch und Maschine zur Normalität gehören müssen. Welcher Vater im Orient würde aber  seine Tochter einer Maschine versprechen? Welcher Mann würde dem Charme einer Maschinin oder Maschinenfrau erliegen?   Ein psychisch gesunder Mensch wird jedenfalls eine Maschine sicherlich nicht heiraten wollen.  Die Vorstellung ist paradox und absurd.

Somit verbleibt nur noch die Möglichkeit oder Vorstellung, daß Maschinen unterhalb des Niveaus von Menschen gebaut werden können. Die sich anschließende Frage ist konsequenterweise diejenige, wie weit diese Maschinen unterhalb des menschlichen Geistes angesiedelt sind. Die Prognose, die hier abgegeben wird, lautet, daß der Abstand zwischen Mensch und Maschine unvorstellbar groß bleiben wird.

2. Programmierbare Automaten ohne Maschinenevolution
Ohne Frage ist der Bau immer komplexerer Automaten  möglich, und schon heute gibt  es in  Industrie und Forschung zahllose, beeindruckende Beispiele dafür. Allerdings ist der Grad der Komplexität  im Vergleich zu den Fähigkeiten der Lebewesen äußerst bescheiden. Nach heutigem Stand der Technik ist es zwar möglich, mit Maschinen erstaunliche Dinge zu erledigen, die der Mensch selbst nicht leisten könnte. Das war aber schon immer so: vor einigen tausend Jahren ermöglichten die Hebelarme der Antike erstmals den Bau von Pyramiden, und nach einigen weiteren tausend Jahren konnten erstmals schnelle Rechenschaltkreise bis zu 10^10 Multiplikationen pro Sekunde ausführen. Mit Denken hat aber weder der Hebelarm noch der hochfrequente Rechenschaltkreis etwas zu tun. Es handelt sich um geistige Produkte des menschlichen Gehirns.

Weder der Hebelarm noch der Rechenschaltkreis haben sich von allein zu dem entwickelt, was sie darstellen, und beide entwickeln sich auch nicht von allein weiter fort. Es findet somit gar keine Evolution statt. Im Gegenteil: Der Rechenschaltkreis kann sich ohne den Menschen nicht einmal auf seinem momentanen Stand halten. Wenn die Ingenieure, Physiker und Chemiker die Epitaxieanlagen verlassen, stirbt der Schaltkreis sofort aus.

Manchmal wird eingeworfen, daß neue Rechner schließlich mit Rechnern entworfen würden und daß insofern doch eine Evolution stattfände. Die Vorstellung einer Evolution ist hierbei falsch, denn  CAD-Systeme zum Rechnerentwurf implizieren in Programmschritten dargestellte Mathematik mit Gleichungen und Bedingungen, die der Mensch in einer Programmiersprache einprogrammiert hat. Computer aided design, also rechnergestützter Entwurf, ist stets ein Vorgang, bei dem der Mensch die Hauptaufgabe erledigt: der Mensch, nicht die Maschine, bringt die Idee zu irgendeiner Frage ein. Niemals liefert ein CAD-System die Grundidee zur Fragestellung. Hier regiert der Mensch mit Intuition, Gefühl und Gewissen - durchweg Begriffe, die der Maschine fremd sind.  Nach wie vor nimmt die Maschine nur mechanistische Aufgaben war: sie prüft Schaltkreislogiken oder löst Differentialgleichungssysteme - aber stets im Rahmen vorgeschriebener Regeln des Menschen, nur mit allerhöchster Geschwindigkeit und mit allerhöchsten Speichermöglichkeiten. Aus einem bestehenden 500 MHz-Rechner entwickelt sich nicht durch Evolution ein besserer 1 GHz-Rechner. Die Ingenieure sind es, die sich die Köpfe darüber zerbrechen, wie die elektronischen Schaltkreise im Detail aussehen müssen, damit die mikroskopisch kleinen Transistoren, Kapazitäten und Leitungen im Zusammenspiel so funktionieren, daß eine höhere Taktfrequenz möglich wird.

Eine Maschinenevolution findet also nicht statt. Die technische Entwicklung war in diesem Sinne nie ein Evolutionsprozeß. Als aus einer Baumscheibe mit Loch das Rad erfunden worden war, konnte der Fortschritt auch nicht der Baumscheibe zugeschrieben werden. Es war eine Erfindung des menschlichen Geistes. Die Montage von vier Rädern an einen Kasten und somit die Erfindung des Wagens war wiederum keine Idee des zuvor erfundenen Rades, sondern eine neue Idee des Menschen.  Ebenso ist obiger 1 GHz-Rechner keine Erfindung  des vorherigen 500 MHz-Rechners.

Durch das Zusammenfügen vorhandener technischer Erfindungen mit einer neuen Idee des Menschen  entsteht erst der nächste Fortschritt. Der Fortschritt entsteht nicht dadurch, daß sich alte Maschinen eine neue, bessere Maschine ausdenken.

Ein wichtige Kernaussage besteht in der Einordnung: Heutige Maschinen sowie die dahinterstehenden Wissenschaften weisen einen unvorstellbar hohen Grad an Komplexität auf, eine Komplexität, die bei Menschen, die abseits der Wissenschaften stehen,  Ängste und Irritationen hervorrufen. Andererseits stehen diese Maschinen und Prozesse  unvorstellbar weit unterhalb derjenigen Prozesse, die im  menschlichen Gehirn ablaufen. Auf die richtige Einordnung kommt es  also an.

3. Jede industrielle Revolution bewirkt eine Verschiebung von einfacheren zu hochwertigeren Arbeiten
Im Rahmen des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts findet im Prinzip eine schrittweise Verlagerung von einfachen menschlichen Tätigkeiten zu immer schwierigeren Aufgaben statt. Der Mensch bekommt den höheren Lebensstandard und die höhere Lebenserwartung nicht von den Wissenschaften und den Maschinen geschenkt.  Der Mensch  muß im Vergleich zu früheren Zeiten für diesen Fortschritt den Preis einer erheblich höheren geistigen Leistung entrichten, weil die Maschinen mit jedem Entwicklungsschritt komplizierter werden.  Wer nichts lernen will oder kann, kann sich am Bau der Automaten und an der Erfindung effizienter Organisationsmethoden für komplexe technische oder wirtschaftliche Abläufe nicht beteiligen. Er muß vielmehr seine eigene mechanische Arbeit anbieten und zwar billiger als  es die Automaten können. Die sich daran anschließenden sozialen Fragen sind in der Menschheitsgeschichte schon oft und blutig ausgefochten worden.

Industrielle Revolutionsprozesse sind nichts Neues. Sie fanden auch schon statt, als man erstmals nicht mehr 1000 Menschen zum Ziehen eines Steines brauchte, sondern nur noch 100, weil ein Flaschenzug viele Kräfte überflüssig gemacht hatte. Die Besten der "antiken Arbeitslosen" konnten vielleicht nach kurzer Übergangszeit in einer Flaschenzugfabrik arbeiten, andere in einer Hebelarmfabrik. Allerdings mußten sie sich vorher zum Handwerker gebildet haben. Der nichtqualifizierte Teil konnte auf neue Projekte verteilt werden, die sonst nicht begonnen worden wären - vielleicht war er auch vorübergehend ohne Arbeit. An diesem Grundprinzip hat sich nichts geändert.

Die Vorstellung von Laien besteht häufig darin, daß  der Mensch in automatisierten Fabriken überflüssig sei. Diese Vorstellung ist falsch: Wichtiger als je zuvor ist ein großer Stab von Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Technikern, die die Fabrikation entwerfen und die für den laufenden Betrieb so wichtig sind, wie Herz und Gehirn für den lebenden Menschen.  Wirtschaftsmathematiker werden zunehmend gebraucht, um die Wirtschafts- und Finanzabläufe auf eine geordnete, wissenschaftliche Basis zu stellen, um somit die Wirtschaft effizient zu regeln und nicht Zufällen zu überlassen.

Selbstverständlich werden in einer Gesellschaft auch andere Dienste gebraucht, sonst wäre die Gesellschaft nicht optimal konfiguriert. Rückläufig ist aber der Bedarf an Hilfskräften zur Verrichtung einfacher, gleichbleibender und gefährlicher Tätigkeiten in Fabriken. Hierfür werden zunehmend Automaten eingesetzt.

4. Kann die nachwachsende Jugend immer mehr lernen?
Es gehört zum Allgemeingut, daß die Ressourcen der Natur beschränkt sind und nicht beliebig ausgebeutet werden können.

Bis heute ist kaum die Frage aufgeworfen worden, ob  die geistigen Ressourcen des Menschen nicht irgendwelche Grenzen setzen.  Ganz selbstverständlich wird davon ausgegangen, daß der Mensch immer mehr lernen kann.

Dieser Vorstellung, die wie ein Tabu über der Gesellschaft hängt, wird hier widersprochen, insbesondere auch deshalb, weil die Jugend die Last dieser folgenreichen Philosophie zu tragen hat - letztendlich, um der älteren Generation ein luxuriöses Leben zu ermöglichen.  Noch nie ist eine nachwachsende Generation unter so viel Lernstreß und Lernbelastung aufgewachsen wie heute.

Der Streß bei der Jugend kann durch folgendes Beispiel veranschaulicht werden: Bei den Gymnasiasten kommen zum  ACI des Lateinlehrers, zu Faust, Antigone und den Details der französischen und englischen Grammatik nun seit einigen Jahrzehnten ganz andere Dinge hinzu, die in ihrer Summe viel schwieriger und umfangreicher sind, als all das, was früher an Schulen gelehrt wurde. Als kleine Auswahl seien genannt: eine weit fortgeschrittene Mathematik mit Regeln für das partielle Integrieren bis hin zur Differentialgleichung  für die Eigenfunktionen des Wasserstoffatoms,  andere umfangreiche Physikinhalte aus Elektromagnetischer Feldtheorie, Akustik und Wärmelehre, in der Chemie die Details der chemischen Elektronenbindungszustände, die Reaktionsgleichungen der Photosynthese und Details zu chemischen Prozessen in Zellen und in der Informatik die Details bis hin zur Unterprogramm- und Zeigertechnik und  Mikroprogrammierung.  All die heute anstehenden, neusprachlichen und technisch-naturwiss. Stoffinhalte der Schule übersteigen bei weitem den Stoffumfang früherer Zeiten.

Eine Spezialisierung erscheint notwendig, nur erhebt sich die Frage, welche Stoffinhalte gestrichen werden. Wer hierbei keine klaren Prioritäten setzt und alles verlangt, der überfordert die Jugend. In den Zeiten der Globalisierung muß die Jugend die Säulen der Kultur sicherlich kennenlernen, aber Hauptsache und Nebensache dürfen nicht verwechselt werden.

Eine zukunftssichere und glaubwürdige Bildungspolitik wird daher gelenkt und gestaltet von Persönlichkeiten, die etwas von der Hauptsache verstehen, die also in den fundamentalen mathematischen, naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Wissensgebieten kompetent sind und Leistung vorweisen können. Diese Stoffgebiete stellen das Fundament dar, auf dem unsere Gesellschaft ruht und woraus sich der Wohlstand begründet. Zusätzlich - aber nicht in der Hauptsache -  müssen geisteswissenschaftliche Fähigkeiten und Leistungen vorliegen. Früher war alles umgekehrt, und Geisteswissenschaftlicher mit geringen  technisch-mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten haben den Bildungsbereich bestimmt und gelenkt - für eine moderne Gesellschaft eine indiskutable Situation.

Die Kultur der Römer, Germanen und Griechen zu lehren ist sicherlich wichtig und notwendig, aber nicht notwendiger und wichtiger als Mathematik, Physik, Informatik, Chemie, Wirtschaft und moderne Sprachen. Das römische Reich ist vor 1500 Jahren untergegangen, und Kapitol und Senat sind heute in Washington angesiedelt, nicht in Rom.
 

5. Gerechtigkeit
Festzustellen ist, daß für die Bewältigung der Zukunft enorme Stoffmengen zu lernen sind und daß immer mehr Stoff hinzukommt. Diese Aufgabe ist durch eine gerechte Verteilung substantieller Lern- und Arbeitsleistung zu lösen.  Die gerechte Verteilung kann durch eine gewisse Kommerzialisierung erreicht werden - aber in Grenzen: Wenn  außergewöhnlich schwierige Aufgaben und Lernleistungen zu übernehmen sind, dann werden sich die allermeisten Menschen zunächst zurückziehen. Nur einige wenige stellen sich den schwierigen Aufgaben. Dadurch gibt es nur ein kleines Angebot an Leistungsträgern, und deren Bezahlung ist hoch. Da die Arbeit lukrativ ist, fühlen sich weitere Menschen angesprochen etwas zu leisten und werden nachziehen. Wenn umgekehrt gering qualifizierte  Tätigkeiten auf dem freien Markt angeboten werden, gibt es dafür keine Nachfrage, die Entlohnung ist gering, und man beginnt sich anzustrengen. Insgesamt entsteht somit ein Regelmechanismus, der im Idealfall zu einem vernünftigen Gleichgewicht führt.

Der Regelkreis wird gestört, wenn durch Eingriffe wenig qualifizierte Tätigkeiten hoch entlohnt werden. Dann erkennt der Leistungsträger, daß sich seine Arbeit nicht lohnt und bremst seine Leistung, oder er verrichtet sie weiter, beklagt aber eine große Ungerechtigkeit.

Eine totale Kommerzialisierung regelt zwar in diesem Sinne gut, sie ist aber nicht wünschenswert, weil sie keine Rücksicht auf alte und kranke Menschen, Kinder und Jugendliche nimmt. Hier ist also eine soziale Komponente nötig, die in Europa zur "sozialen Marktwirtschaft" geführt hat. Ohne eine soziale Komponente ist das System niemals optimal. Das Gleichgewicht zwischen Leistung , Zufriedenheit, Gerechtigkeit und Fortschritt stellt sich ohne soziale Leistungen, die etwas kosten, nicht ein. Letztendlich kommen diese Kosten aber wieder herein, allerdings erst später - nicht sofort.

Soziales Verhalten zeichnet sich durch Geben und Nehmen qualifizierter Leistungen aus, beides gehört dazu. Das  "Nehmen" allein ist ungerecht gegenüber dem Geber. Ungerecht ist es ebenfalls, etwas Sinnloses und am freien Markt gar nicht Gefragtes anzubieten und die Nachfrage mit Hilfe einflußreicher Kreise zu erzwingen und  über Steuern finanzieren zu lassen.

6. Optimales und qualifiziertes Lernen als Menschenrecht
In der zukünftigen Welt kann nur derjenige am besten bestehen, der etwas Substantielles gelernt hat und Schritt für Schritt auf selbständiges Handeln und Entscheiden vorbereitet wird. Es ist daher ein Menschenrecht, etwas Substantielles lernen und frei denken zu dürfen.

Richtiges Lernen beginnt mit richtigen und optimalen Lehrbüchern und mit Lehrkräften, die den Lehrstoff selbst beherrschen. Insgesamt muß  Substantielles und Universelles  gezielt gelehrt werden. Die Jugend muß in diesem Sinne auf das Leben und auf den Beruf vorbereitet werden.  Abzulehnen sind Scheinlehrinhalte, die ein Pseudowissen beinhalten mit kurzer Verfallzeit oder ohne Substanz. Damit verletzt man das Menschenrecht der Jugend etwas lernen zu dürfen.

Lernen muß sehr effektiv gestaltet werden, weil die Jugend  Zeit für Spiel, Ausgleich und private Interessen benötigt. Idealerweise beginnt am Nachmittag eine geschützte Privatsphäre, in der die Zeit eigenverantwortlich für selbständige Arbeit und Freizeit eingeteilt wird. Der Nachmittag darf nicht für "freiwillige" Zusatzaktivitäten eingefordert und zur zweiten Beaufsichtigungszone genutzt werden.

Eine gute Lehre weckt stets Begeisterung. Uneffektive Lehrmethoden nehmen der Jugend die Zeit, führen nicht zum Erfolg und verderben Spaß und Freude am Lernen.

Die Jugend hat die Pflicht, gute Lehrangebote gezielt aufzugreifen. Sie darf sich bei Wahlmöglichkeiten nicht an den schlechteren Alternativen, die wenig oder keine Zukunftschancen implizieren, orientieren, sondern muß sich  leistungsbereit den schwierigen und unbequemen Fragen und Aufgaben zuwenden.

Wenn Lehrkräfte und Lernende sich an diese Hauptregeln halten und beide zu wirklicher Leistung bereit sind, sind die rasant ansteigenden Anforderungen der technisierten Welt noch am besten zu bewältigen. Eine Lösung ist dies auf die Dauer aber nicht, denn die Stoffmengen steigen immer weiter an,  die menschlichen Fähigkeiten dagegen nicht - sie können höchstens optimal genutzt werden.

Der einzelne Mensch kann  einer persönlichen Überforderung selbst entgegengewirken: Wer weniger verlangt  muß auch weniger Geben. Ein Verzicht an Lebensqualität muß damit aber nicht notwendigerweise verbunden sein.
 

8. Der Rechner - ein nur bedingt tauglicher Lehrer
Maschinen können nach heutiger Sicht in der Lehre assistieren, um z.B. einen Vorgang bildlich darzustellen, um Routinefragen nach dem Zufallsprinzip zu stellen, kurzum, um primitive Aufgaben zu übernehmen. Natürlich kann die Liste der Fahrschulfragen, wenn sie genau bekannt ist und im Fahrschulunterricht besprochen wurde, anschließend zu Hause mit Hilfe von Rechnern eingeübt werden. Ob dasselbe aber nicht von Hand schneller geht,  muß dabei wohlüberlegt sein.

Maschinen können auf keinen Fall komplexe Zusammenhänge erstmals darlegen und optimal auf Fragen eingehen, Fragen, die übrigens in der Lehre nicht selten zu neuen Erkenntnissen führen, wenn sie  beantwortet wurden. So ist z.B. die Vorstellung, daß qualifizierter Französischunterricht oder Unterricht in höherer Mathematik weitgehend durch Programme  ersetzt werden kann, abwegig. Rechner können also den Lehrenden nicht ersetzen, vor allem nicht bei der Vermittlung fundamentaler und substantieller Stoffinhalte. Solche  Lehraufgaben sind effizient, flexibel und einprägsam zu erfüllen. Hierbei ist der Mensch einer Maschine jetzt und in weiter Zukunft haushoch überlegen.

Nachdem ein Grundschullehrer die 4 Grundrechenarten erklärt hat, erscheint auf den ersten Blick das weitere Üben auf einem Rechner als durchaus möglich. In der Realität ist aber auch diese Vorstellung unrealisitisch, denn ein  Rechner kann nicht auf die Probleme  reagieren, die dann entstehen, wenn die Kinder beginnen, mit dem Handy zu spielen, Kekse zu essen oder den Nachbarn zu ärgern. Der Rechner ist insbesondere hilflos, wenn die Kinder den Rechner selbst ins Visier nehmen und zum Absturz bringen. Das althergebrachte Ärgern des Lehrers überträgt sich dann auf das Ärgern des Rechners.

Lehrer und Hochschullehrer werden also auch in Zukunft gefragt sein.
 

9. Schluß
Bevor der einzelne neue und höhere Ansprüche an Technik, Wirtschaft und Gesellschaft stellt , muß er sich persönlich überlegen, ob er im Sinne einer gerechten Aufteilung der Lasten auch umgekehrt neue und höhere Gegenansprüche anderer Menschen erfüllen möchte. Wo Geben und Nehmen in einem fairen Gleichgewicht stehen, wird manch anspruchsvolles Denken wieder zurückgenommen werden. Neue und höhere Ansprüche des Menschen setzen eine gute Bildung mit effizienten Lernmethoden und hochgebildeten Lehrern, die nicht durch Maschinen ersetzbar sind, voraus.  Ein auf dem Weg über Gruppierungen organisiertes Nehmen ohne viel zu Geben wird zunehmend zurückgedrängt werden durch den wachsenden Einfluß der Wirtschaft in der Gesellschaft. Dieser Einfluß muß aber sozial abgefedert und begrenzt bleiben und darf nicht so weit gehen, daß am Ende alles in Privatbesitz übergeht: der Wald, die Meere, die Straßen, das Licht der Sonne, das Funkfrequenzspektrum, das Wasser zum Trinken und die Luft zum Atmen.
 

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